Auf Grund einer neuer „Geschäftsstrategie“ meinerseits werde ich keine Fotoreisen „auf Verdacht“ mehr anbieten, sondern ab 2019 nur noch Reisen auf Anfragen hin veranstalten.
Mit einem gemütlichen, die letzten Vorräte vernichtenden, Frühstück begann der Tag, die Sonne blickte hinter den Wolken hervor und die Bergwelt des Engadin zeigte sich heute von ihrer attraktivsten Seite. So war die Zugfahrt gen Heimat für Helga und Reinhard eine wahre Augenweide und schulte die Teilnehmer auch mal ohne den Fotoapparat in der Hand die Landschaft zu genießen. Frei nach dem Motto von Susan Sontag: Das Auge macht das Bild. Maritta und meine Wendingkeit reisten mit dem Auto via Füelapass ab, allerdings nicht ohne auch mal die Kamera aus der Tasche zu holen. Der Termin für die 2018er Reise ins Unter Engadin steht auch schon fest. Es ist der Zeitraum vom 29. oder 30. April bis zum 5. Mai 2018 mit maximal 3 Teilnehmern. Durchführungsgarantie ab 2 Teilnehmern. Der erste Mai ist im Engadin übrigens kein Feiertag, dafür benötigen deutsche Teilnehmer für diesen Workshop jedoch nur 4 Urlaubstage. Die An- und Abreise per Bahn ist, bei früher Buchung, deutschlandweit schon für ca. 150 Euren in der 1. Klasse möglich.
... aber dazwischen konnte trotzdem erfolgreich fotografiert werden. Erst im Minilostplace, der ehemaligen Gärtnerei des Palace Hotels und anschließend in der deutlich größeren Büvetta von Tarasp. Dank Philipp, der uns die, leider nicht mehr öffentlich zugängige, Trinkhalle zur Mittagszeit für ein Stündchen öffnete und auch interessante Erklärungen zu deren Geschichte gab - hier nachzulesen: Büvetta Tarasp Nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns bei zeitweise strahlendem Sonnenschein auf den Weg nach Sent, auch ein Bergdorf wie Guarda, jedoch deutlich anders! Mehr Menschen, mehr Leben, größere Häuser und ein Metzger. Allerdings auch geteerte Straßen, große Busse und improvisierte Türklinken. Gegen fünf vertrieb uns abermalig einsetzender Regen, nicht ohne vorher bei der bereits erwähnten Bacharia Zanetti noch vier Entrecôtes für das Abschiedsabendessen mitzunehmen. Vorher gab’s allerdings erst einmal die legendäre Engadiner Nusstorte, denn was man verschenkt, sollte man auch vorher testen- meinte Maritta.
Vielen Dank Helga, Maritta und Reinhard, dass ihr bei meinem Engadiner Workshop dafür gesorgt habt, dass er stattgefunden hat, wir viel Spaß hatten, nicht nur beim gemeinsamen Fotografieren, sondern auch beim gemeinsamen Kochen in der Kirche Nairs. Und nicht zuletzt auch einen ganz großen Dank an Hansjörg, der mir zum wiederholten Male sein einzigartiges Tagungszentrum mit allen Annehmlichkeiten zur Verfügung gestellt hat.
... was uns veranlasste erst einmal in der Kirche am Rechner weiter zu machen, bevor wir zur experimentellen Baumstammfotografie übergingen. Gegen halbeins wagten wir uns dann ins Freie und von da an kämpfte sich die Sonne langsam durch die Wolken und es blieb heiter bis wolkig. Die in Nairs auf dem ehemaligen Tennisplatz des Palasthotels hoch aufgestapelten Baumstämme eigneten sich weniger, zur tags zuvor praktizierten Nickfotografie, sondern viel mehr zur Langzeitbelichtungen, während denen man fleißig, aber kontrolliert, am „Zoomring“ dreht. Bei der Auswahl der richtigen Stelle bekommt man als Ergebnis gerade noch erkennbare Baumscheiben oder völlig abstrakte Bilder- mit Brückengeländerdetails beendeten wir die erste Fotosession des Tages, um am späteren Nachmittag noch einmal durch die, zu dieser Jahreszeit, fast menschenleere Altstadt von Scuol auf Motivsuche zu schlendern. Für kurzzeitige Hektik sorgten 3 Velofahrer, bevor alles wieder in vorsaisonale Lethargie verfiel. Mit Engadiner Nusstorten und Baseler Leckerli bepackt kehrten wir in unsere Kirche zurück.
Der nächtliche Schneefall und der morgendliche Sonnenschein veranlasste uns sofort das gestern theoretisch Besprochene in der Praxis zu erproben. So verbrachten wir eine Stunde im Wald bei Scuol, um der sogenannten Nickfotografie zu frönen. Dunkle Schwarzkiefernstämme und weißer Schneehintergrund waren dafür die besten Voraussetzungen. Gleich danach begaben wir uns „on the road to“ Guarda, dem Heimatdorf vom Schellenursli. Guarda, ein noch bewohntes „Museumsbergdorf“ wartet mit unzähligen Motiven auf, sodass wir diesen kleinen Ort auf fast 1700m Höhe erst nach 4 Stunden verließen und die ganze Zeit waren uns Wetter und Motive hold, bis auf ein paar Bauarbeiten. Nach der Kaffeepause bei Engadiner Nusstorte in „unserer“ Kirche machten wir uns noch einmal auf den Weg zu Drakulas Schweizer Residenz in Tarasap, um die Graufilterfotografie auch nicht zu kurz kommen zu lassen - nicht nur das millionfach minutenlang abgelichtete Wasser, sondern auch das Wolkenmeer ist ein Sujet für längere Belichtungszeiten. Meiner Meinung nach sogar deutlich geeigneter für lange Belichtungszeiten, als das abgegriffene „Wattemeer“, wo aus unbändiger Naturgewalt ein weichgespültes Nichts wird. Appetit und kalte Finger trieben uns gegen acht zurück in unser Quartier und dank gemeinschaftlich koordinierter Essenvorbereitung standen Käsenudeln samt Gurkensalat auch um halbneun auf dem Tisch.
Also auch heute volles Programm, auch wenn das Wetter zu wünschen übrig ließ, allerdings setzte der Nieselregen erst gegen 14h, als wir beim Mittagessen waren, ein. So verbrachten wir den restlichen Nachmittag und Abend des Tages bei Bildauswahl, deren Bearbeitung und theoretischer Weiterbildung in Sachen: mit der Kamera koordiniert herumwackeln und der ersten Bilderschau des Workshops – während es draußen zu schneien begann und nicht aufhörte. Ach ja ich vergas: heute Vormittag trieben wir uns in Scuols Altstadt herum. Höhepunkt war der Besuch BEI einer alten Dame, die uns voll Stolz ihr Haus zeigte, welches schon mehr einem Heimatmuseum der bäuerlichen Wohnkultur glich als einer Seniorenwohnung. Nach Mineralwasserverkostung, Kirchen- und Brückenfotografie sowie Adapterkauf verließen wir Scuol gerade noch rechtzeitig, um trockenen Fußes die andere Kirche zu erreichen.
Sonne pur wurde angesagt und das fand auch statt. Von morgens -4°C bis zu gefühlten +20°C am Nachmittag auf der Sonnebank. Aber eins nach zwei anderen... Zu unchristlicher Zeit verließen wir die Kirche, um wie geplant den Sonnenaufgang bei Tarasp gut vorbereitet zu erleben. Dank der kurzen Anfahrt mussten wir auch erst kurz nach fünf aufstehen. Und um sieben war schon alles vorbei also nix wie zum Frühstück. Heute ohne Ei, da wir noch zum eine Stunde Fahrt entfernten Moteratschgletscher wollten – trotz Sonntag fielen die Horden erst ein nach dem wir am Gletschermund waren und wie überall im Engadin scheint auch hier die Saison erst am 24. Mai zu beginnen, sprich alle gastronomischen Einrichtungen waren geschlossen, aber mit Rucksackverpflegung kommt man auch zurecht. Sonnengebräunt und reichlich „geschafft“ kehrten wir zu christlicher Zeit zu unserem Workshop- und Unterkunftsgebäude zurück. Nach dem Abendessen (heute griechischer Salat) gab’s von Reinhard noch einen sehr interessanten Lichtbild-Vortrag mit eindrucksvollen Fotos von seiner diesjährigen Antarktisreise - passend dazu, allerdings vom Moteratschgletscher das nebenstehende Foto.
Alle Teilnehmer sind wohlbehalten und rhätische-Bahn-pünktlich bei bestem Wetter eingetroffen. Der von Maritta entdeckte Baumscheiben Smiley sagt alles. Zum Aufwärmen haben wir am Nachmittag dann schon mal den Sonnenaufgangsstandpunkt inspiziert, dass morgen früh auch jeder schon weiß, wo er sich am liebsten platzieren möchte - wenn’s um die Wurst geht. Und zum abendlichen Streiflicht ging’s noch rund um die Büvetta, bevor wir uns ans Spargel- und Kartoffelschälen gemacht haben, um natürlich unser Arbeitsergebnis anschließend zu verspeisen.