Yerevan - der letzte Tag in Armenien 14.Mai 2016

Viel Abwechslung und individuelle Tagesgestaltung war für heute angesagt!

Bis 11h hatten wir den Vormittag zur freien Verfügung so beschlossen Christine, Jens und ich in eine Richtung vom Hotel aus zu gehen, die wir noch nicht kannten. Ziel war die Metrostation Yeritasardakan , um eine Station bis zum Platz der Republik zu fahren. Auf dem Weg dorthin hielten wir die Augen offen und wie in ganz Yerevan gab es die Mischung von alten Hütten, sozialistischen Wohnblocks und Neubauten. Bei der Metro durchliefen wir auf ca. 100 Metern knapp 40 Jahre Baugeschichte: vom modernen Eingangsbereich bis zum Design der 1980er Jahre in der Station selbst. Am Platz der Republik mussten wir uns dann sputen um noch rechtzeitig beim Hotel zu sein. Die beiden ersten Ziele waren der Stadtteil Kond und das Nationalheiligtum der Armenier: das Schriftenmuseum. Zitat aus der NZZ: "Auf einer Anhöhe über der Hauptstadt Yerewan thront majestätisch das Matenadaran, ein tempelartiges Archiv mit integriertem Forschungszentrum und Museum, das rund 16 000 armenische Manuskripte beherbergt und mit einem reichen Zusatzbestand an persischen, arabischen und hebräischen Dokumenten eine der weltweit grössten Sammlungen mittelalterlicher Handschriften bildet." Danach ging’s, gemeinsam mit den inzwischen aus Tbilisi eingetroffenen georgischen Freunden, zum Mittagessen. Ohne einen offiziellen Besuch beim Genoziddenkmal auf einer Anhöhe über Yerevan sollte man Armenien nicht verlassen, deshalb besuchten wir bei strahlendem Sonnenschein diesen Gedenkort, um wenigstens kurz innezuhalten und für nicht ganz so Geschichtsbewanderte erlaube ich mir hier aus einem Artikel der Rheinischen Post zu zitieren:

....... Ende 1914 erklärte Russland der Türkei den Krieg, die zahlreiche Niederlagen erlitt, wodurch der Hass gegen armenische Christen zunahm, die angeblich Russland begünstigten, dem das östliche Armenien gehörte. Nun verlangten jungtürkische Politiker, die "Endlösung der Armenierfrage" herbeizuführen. "Wir Türken müssen die Armenier entweder ausrotten oder zur Auswanderung zwingen". Das Militär deportierte die armenische Bevölkerung 1915/16 in Wüsten, abgelegene Gebirge, unversorgte Gefangenenlager, um sie zu vernichten. Bereits auf den Märschen dorthin starben viele Armenier bei systematisch organisierten Massakern. "Wie Holz trieben die Leichen unzähliger ermordeter Armenier auf dem Euphrat". An diesem von oben gelenkten Genozid nahmen auch die Kurden teil. Über verwaiste armenische Kinder, deren Eltern liquidiert waren, schrieb ein Deutscher: "Hier saßen sie, Kopf an Kopf, Knaben und Mädchen, vertiert, verhungert, ohne die geringste menschliche Hilfe". Die deutsche Reichsleitung wusste alles, aber Kanzler Bethmann-Hollweg dachte nicht daran, die verbündeten Türken zu kritisieren. 1918 flüchtete der ehemalige Innenminister Mehmet Talaat, der den Völkermord gesteuert hatte, an Bord eines kaiserlichen U-Boots nach Deutschland. In der Berliner Hardenbergstraße erschoss ihn 1921 ein armenischer Student; die deutsche Justiz sprach den Attentäter frei. Wer heute in der Türkei die Armenier-Massaker erwähnt, landet oft im Gefängnis. Hitler glaubte, dass die Mordtaten, die er plante, irgendwann der Vergessenheit anheim fielen. "Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?", fragte er am 22. August 1939 auf dem Obersalzberg.......

Vor meiner nächsten Armenienreise werde ich mich und meine Reiseteilnehmer noch besser auf diesen Teil der armenischen, aber auch der deutschen, Geschichte, vorbereiten. Letzter Programmpunkt des Tages war dann die Cognacfabrik Ararat, deren bekanntester Brannweinkunde &Konsument wohl Winston Churchill war, allerdings gibt es noch private Fässer von Sepp Blatter und Lukaschenko im Lager - man sieht: selbst die Armenier lernen manchmal nicht aus der Geschichte - oder vielleicht doch, da sie diese Fässer nicht versteckt haben...

Nach einem stylischen, aber sehr guten Abendessen versuchten wir noch einwenig zu schlafen, um gegen 02:15h Sonntagnacht von Kamu & Hrasch zum Flughafen eskortiert zu werden. Wie gewohnt war es eine schnelle und effiziente Abfertigung - erst in Hamburg machte ich dann mit der Langsamkeit und Gründlichkeit der deutschen Ankunftsabfertigung Bekanntschaft. Lag ich bei der Ankunft in Yerevan schon eine Stunde nach der Landung im Hotelbett, konnte ich in Hamburg nach dieser Zeit gerade das Flughafengebäude verlassen.

Und hier die Fotos: